Diözese St. Pölten
Patroziniumswallfahrt
21. Mai 2025









Zur Patroziniumswallfahrt, zu Ehren des sel. Franz Jägerstätter, nach Maria Taferl haben sich ca. 80 Mesnerinnen und Mesner der Diözese versammelt. Nach dem feierlichen Einzug in die Basilika, zelebrierte unser Geistlicher Assistent Hans Lagler aus Steinakirchen den Wallfahrtsgottesdienst.
In seiner Predigt fand er folgende Worte, die er an die versammelten Mesnerinnen und Mesner, sowie die Pilger, die zu unserem Gottesdienst gekommen sind:
Liebe Mesnerinnen und Mesner!
Geschätzte Marienverehrer!
Schwestern und Brüder in Christus!
Im Blick auf unseren christlichen Glauben gewinnt in diesen Tagen eine uralte Redewendung wieder neu an Bedeutung. Es heißt nämlich: „Die Kirche denkt in Jahrhunderten.“ Während sich die Mode von Jahr zu Jahr ändert, gibt es bei viele Glaubensthemen keine Möglichkeit eines Wandels und bei Regelungen des Kirchenrechtes Positionen, die nur schwer zu verändern sind.
Was auf den ersten Blick als Behäbigkeit wirkt, erscheint ein zweites Mal als Merkmal der Beständigkeit und der Verlässlichkeit. In dieser Woche wird nämlich ein sehr wichtiges Jubiläum gefeiert. Es ist am 20. Mai genau 1700 Jahre her, dass in der kleinen Stadt Nicea in der heutigen Türkei eine Versammlung aller Bischöfe der damaligen Zeit einberufen wurde. Diese Stadt war damals leicht per Schiff und auf der Straße leicht erreichbar. Einen sehr sehr wichtigen historischen Umstand darf ich ebenfalls schildern: Die Türkei war bis spätestens 1452 zur Gänze ein Land es christlichen Glaubens der griechisch-orthodoxen Tradition. Sie wurde Stück für Stück von islamischen Truppen erobert und besetzt. Die Bevölkerung konnte entweder flüchten oder musste muslimisch werden. Heute gibt es in dieser Stadt Nicea nicht einmal eine christliche Familie.
Bei diesem Konzil galt es im Jahr 325 eine wichtige Frage zu klären: Es ging um Bedeutung von Jesus Christus für die Gemeinschaft der Kirche. Ein Priester namens Arius trat auf und predigte lautstark, dass der Messias das erste aller Geschöpfe ist. Jesus ist das vornehmste Geschöpf so sagte er. Diese Meinung hört sich auf den ersten Blick gut an, aber von der Gottessohnschaft des Herrn ist aber keine Rede mehr.
Als dieser Arius bei dieser Besprechung seine Gedanken wortgewaltig vortrug, soll der von dem uns allen sehr vertraute Bischof Nikolaus dem Redner eine Ohrfeige gegeben haben. Ein lautstarker Tumult unter den Bischöfen brach aus.
Nach ein paar Wochen war nach dem Studium der Bibel das Ergebnis klar: Jesus Christus ist aus dem Vater geboren vor aller Zeit. Er ist Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott. Er ist eines Wesens mit dem Vater. Für uns Menschen und zu unserem Heil ist er vom Himmel herabgekommen. Es wurden diese Gedanken als Glaubensbekenntnis formuliert und für ewige Zeiten niedergeschrieben. Die Kurzfassung davon wird seit diesem Konzil jeden Sonn- und Feiertag bei den heiligen Messen gesprochen. Die Langversion haben die berühmten Musiker wie Mozart oder Haydn großartig vertont.
Der Blick auf Jesus Christus ist der Mittelpunkt unseres christlichen Glaubens. In ihm ist der unbegreifliche Gott sichtbar als Mensch erschienen. Lassen sie mich bitte diesen wichtigen Gedanken mit Worten aus dem Johannesevangelium beschreiben: „Und das Wort ist Fleisch geworden und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater voll Gnade und Wahrheit“ (Joh 1,14)
Mit der Zeit kann es vorkommen, dass wir diesen wachen Blick auf den Erlöser der Welt verlieren und unser Glaube und damit auch unsere Lebenseinstellung oberflächlich werden.
Lassen sie mich bitte diese schleichende Veränderung mit einem bösen Witz beschreiben: Ein Pfarrer und ein Kaplan saßen beim Mittagessen im Pfarrhofzusammen. Jeder machte ein Kreuzzeichen, betete still sein Tischgebet und schloss wieder mit einem Kreuzzeichen ab. Da fragte der junge Priester seinen Chef: Herr Pfarrer was beten sie eigentlich als Tischgebet? Der Seelsorger gab zur Antwort: „Ich zähle still bis 20.“ Da entgegnete der Kaplan: „Oh, da bin ich frommer, ich zähle bis 25!“
Die Gefahr ist groß, dass wir uns in Äußerlichkeiten verlieren und der Kern und der Mittelpunkt unseres Christseins verblassen, weil wir das Geheimnis Gottes aus den Augen verloren haben. Wir können daher dankbar sein, wenn heute der Apostel Petrus die Bedeutung unserer Gottesbeziehung in den Mittelpunkt stellt. Der erste Papst streicht unsere Berufung heraus: Ihr seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein Volk das Gottes besonderes Eigentum wurde. (1 Petr 2,9)
Da ist es gut wenn Tag für Tag starke Persönlichkeiten, die aus dieser Haltung gelebt haben am Kalender stehen. Die Kirche ehrt heute am 21. Mai den seligen Franz Jägerstätter. Seine konsequente Lebenshaltung verdient auch in unserer Zeit Respekt und Hochachtung. Mich freut es sehr, dass er ein Mesner war. Er übernahm diesen Dienst zu einer Zeit, wo viele Menschen bewusst zur Kirche Distanz hielte, weil es zu gefährlich war sich öffentlich als Katholik zu bekennen.
Es braucht also zum Christin sein, zum Christ-sein eine Portion Selbstbewusstsein sein. Gehen wir in der Gemeinschaft der Kirche, die nun von Papst Leo geleitet wird unseren persönlichen Glaubensweg weiter. Vertiefen wir unsere lebendige Beziehung zu Jesus Christus, denn er hat uns aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen. Amen