Segensgebet zur Orgelweihe
Großer Gott,
du willst, dass wir Menschen dir in der Freude des Herzens dienen. Deshalb lassen wir Musik und Instrumente zu deinem Lob erklingen. Du hast deinem Diener Mose den Auftrag gegeben, Posaunen anzufertigen, damit sie bei der Feier des Opfers erschallen. Mit Flöten und Harfenklang hat das auserwählte Volk dir seine Loblieder gesungen.
Dein Sohn ist Mensch geworden und hat jenen Lobgesang auf diese Erde gebracht, der in den himmlischen Wohnungen durch alle Ewigkeit erklingt. Der Apostel mahnt uns, dir aus vollem Herzen zu singen und zu jubeln.
Herzlich Willkommen bei der Österreichischen Mesner Gemeinschaft
Auf unserer Homepage finden sie / findest du viele Informationen und wissenswertes über unsere Gemeinschaft.
In dieser festlichen Stunde bitten wir dich: Segne diese Orgel, damit sie zu deiner Ehre ertöne und unsere Herzen emporhebe zu dir. Wie die vielen Pfeifen sich in einem Klang vereinen, so lass uns als Glieder deiner Kirche in gegenseitiger Liebe und Geschwisterlichkeit verbunden sein, damit wir einst mit allen Engeln und Heiligen in den ewigen Lobgesang deiner Herrlichkeit einstimmen dürfen.
Das gewähre uns durch Christus,
unseren Herrn.
Amen
Text: Segensgebet zur Orgelweihe (Benediktionale)
Mesnergebet
Jesus, mein Herr und mein Gott, ich liebe dein Haus, die Wohnstätte deiner Herrlichkeit. Vermehre meinen Glauben und meine Liebe und dadurch die Ehrfurcht vor deiner heiligen Gegenwart. Mit Freude will ich jeden Tag hintreten zum Hause des Herrn. Möge die Glut meines Herzens wie das Ewige Licht brennen. Lass mein Gebet wie Weihrauch zu dir emporsteigen. Der Eifer für dein Haus möge mich so verzehren, dass ich täglich würdig, aufmerksam und andächtig meinen erhabenen Dienst ausübe und dadurch mein ganzes Benehmen deine Ehre und Glorie fördere, mich selbst heilige und andere erbaue.
Amen.
Geschätzte Mesnerinnen und Mesner!
Ich denke gerne zurück an den Klang der Orgel im kirchlichen Jahreslauf in meiner Heimat Bad Ischl: an die vertrauten Lieder, die die innerste Sehnsucht des Menschen so gut ausdrücken – oder an das solistische Spiel an einem Festtag. Es war etwas Besonderes, wenn am Dreikönigstag zum Hochamt die Sonne in die Kirche hereingestrahlt hat – und die Orgel hat „gerauscht“. Eigentlich sagt man von keinem anderen Instrument, dass es „rauscht“. Ich habe immer darauf gewartet, dass unser damaliger Organist zum Schluss das „Pleno organo“ drückt, das alle Register der Orgel zieht. Ich war richtig nervös – und manchmal geschah es auch nicht –, dann war ich eben ein bisschen enttäuscht.
Aber die Orgel kann ja nicht nur „rauschen“. Sie bietet dem Hörer ein Spektrum an Klang, das beinahe unser schöpflich ist – vor allem bei wirklich großen Instrumenten wie der Ischler „Kaiserjubiläumsorgel“, der „Rudigierorgel“ des Linzer Mariendoms oder der „Brucknerorgel“ in St. Florian. Das eröffnet uns schon sehr exklusive Erlebnisse: ansprechend und berührend, religiös und heilig. Ich glaube, das leuchtet unmittelbar ein – auch im Sinne von: Bei dieser Musik komme ich in Kontakt mit etwas, das ist nicht von dieser Welt. Und ich denke, man braucht sich gar nicht schämen, wenn durch die Musik Glaube, Hoffnung und Liebe wieder einmal
in Gang gebracht werden.
Ein Beispiel dazu aus der Praxis: Bei Hochzeiten kann ich manchmal feststellen, wie stark der Anlass berühren kann. Die allgemeine Rührung mit Schnäuzen usw. setzt aber meist erst nach den Worten des Predigers ein, eben dann, wenn die Musik erklingt. Gut … Es ist nur etwas schade, dass heutzutage die Musikauswahl bei solchen Anlässen eher der Hitparade folgt als liturgischen Gesichtspunkten.
Ich jedenfalls bekenne mich dazu, dass meine Emotionen so funktionieren, dass ich eher bei einem klassischen Opus fromme Gefühle entwickle oder bei einem Präludium von Bach. Eine Bekannte hat einmal gesagt, bei ihr sei es nicht so. Ob diese Meinung dafür repräsentativ ist, dass man in der Kirche gewöhnlich bei der dürftigsten Predigt sitzen bleibt und dafür am Ende des Gottesdienstes bei der kunstvollsten Fuge fluchtartig den Raum verlässt, lasse ich dahingestellt … Aber ich glaube nach wie vor, dass die Betörung durch verschiedenste Klänge, egal ob Schubert oder Leonard Cohen, keine Gefahr für den Glauben darstellt, und dass es auch gar nicht schlimm ist, bei rauschendem Orgelspiel eine Träne zu verdrücken.
Die Kunst der Organistinnen und Organisten wird weiterhin gefragt sein – genauso wie die aufmerksame Sorge der Mesnerinnen und Mesner für unsere Kirchen – inklusive der Orgeln. Daran wird wohl auch die heute so oft beschworene „Künstliche Intelligenz“ nichts ändern. Worum geht es eigentlich? Schauen wir hin auf Gott. Er ist es, von dem wir alles empfangen haben, nicht zuletzt die Kunst und die Musik – und jene, die uns durch ihre Fähigkeiten Türen öffnen, damit wir etwas von dem Unbeschreiblichen und Unsagbaren erahnen können, was in der Welt ist – und doch nicht von ihr ist.
Ich wünsche Ihnen ein offenes und dankbares Herz, damit das alles wirklich spürbar wird!
Klaus Sonnleitner, Propst des Stiftes St. Florian