Segen

Segne diese Glocken, die dein Lob verkünden werden. Sie sollen deine Gemeinde zum Gottesdienst rufen, 

die Säumigen mahnen, die Mutlosen aufrichten, die Trauernden trösten, die Glücklichen erfreuen und die Verstorbenen auf ihrem letzten Weg begleiten. Segne alle, zu denen der Ruf dieser Glocken dringen wird, und führe so deine Kirche von überallher zusammen in deinem Reich. 

Segne alle Glockenpaten, Stifter und Spender, die zur Herstellung dieser Glocken beigetragen haben.

Herzlich Willkommen bei der Österreichischen Mesner Gemeinschaft

Auf unserer Homepage finden sie / findest du viele Informationen und wissenswertes über unsere Gemeinschaft.

Das gewähre uns durch Christus, unseren Herrn. 
Amen

 Text: Liturgie der Glockenweihe (Benediktionale)

Mesnergebet

Jesus, mein Herr und mein Gott, ich liebe dein Haus, die Wohnstätte deiner Herrlichkeit. Vermehre meinen Glauben und meine Liebe und dadurch die Ehrfurcht vor deiner heiligen Gegenwart. Mit Freude will ich jeden Tag hintreten zum Hause des Herrn. Möge die Glut meines Herzens wie das Ewige Licht brennen. Lass mein Gebet wie Weihrauch zu dir emporsteigen. Der Eifer für dein Haus möge mich so verzehren, dass ich täglich würdig, aufmerksam und andächtig meinen erhabenen Dienst ausübe und dadurch mein ganzes Benehmen deine Ehre und Glorie fördere, mich selbst heilige und andere erbaue.
Amen.

  

Geistliches Wort

Liebe Mesnerleut’, vielleicht habt ihr durch euer Morgenritual zuhause das morgendliche Läuten meiner Schwester, der Angelusglocke, überhört. Aber wenn du es gehört hast, dann ist’s ein „englischer“ Gruß an dich, eine gute Grußbotschaft des Engels an dich. Eine Zusage, dass in allem, was du heute tust, sei es im Beruf und der ehrenamtlichen Mesnerei, der Herr mit dir ist; dass du heute wieder eine Chance hast, ein Mensch zu sein, zu werden, mit dem Gott heute etwas (Großes) vorhat. Immer wieder eine gute Neuigkeit! Ob dir aus den Nachrichten durch Radio und Fernsehen und den Neuigkeiten aus social media solch eine frohe Botschaft vermittelt wird?


Auf dem Weg zur Kirche oder während der Vorbereitungen für den Gottesdienst hörst du vielleicht den Viertelstunden- oder Stundenschlag vom Turm. Wenn du heute gefragt wirst oder selber wissen möchtest, wie spät es ist, wirst du kaum auf die Turmuhr schauen oder auf unser Schlagen hören. Du wirst wie die meisten heutzutage das Handy zücken und die Zeit in Sekundengenauigkeit ablesen können. Diese Genauigkeit können wir denn nicht bieten. Unsere Zeitansage hat aber eine ganz andere Qualität. Wenn der Uhrschlaghammer auf unseren Glockenrand fällt, dann möchten wir dir – verzeihe jetzt bitte den Ausdruck – ein bisschen „einhämmern“; du hast es wahrscheinlich auch schon öfter (mit)gesungen: „Meine Zeit steht in deinen Händen“, deine Zeit steht in seinen Händen. Mit unserem rhythmischen Stundenschlag möchten wir dir etwas vom Herzschlag der Ruhe und Geborgenheit in Gott mitteilen. Ein bisschen frei nach Ernest Hemingways „Wem die Stunde schlägt“ – Sie schlägt immer für dich.


Unter deinen Tätigkeiten vor den Gottesdiensten in Kirche und Sakristei wirst du auch zur Schalttafel gehen und einen Schalter umlegen. Eine von uns schwingt sich ein zum „Viertelläuten“. Dann wird die Kontrolllampe der „Einser-Glocke“ oder der „Glocke 3“ leuchten. Aber da richte ich einen Wunsch an dich. Du möchtest ja auch keine Nummer sein, sondern du hast einen Namen. Auch wir tragen Namen. Eine unter uns ist die Marienglocke mit einem Bild der Mutter Gottes, eine die Johannesglocke mit einer entsprechenden Inschrift, eine die Kriegerglocke, die Zwölferin, die Angstglocke, die Sterbeglocke … Diese Bezeichnungen sagen viel über uns aus, wer wir sind und zu welchen Anlässen wir geläutet werden. Unsere Bilder und Inschriften geben Zeugnis vom Glauben unserer Vorfahren.


Unsere nächste Aufgabe ist das „Zusammenläuten“. Wir sollen ja, wie es bei unserer Weihe geheißen hat, „deine Gemeinde zum Gottesdienst rufen, die Säumigen mahnen, die Mutlosen aufrichten, die Trauernden trösten, die Glücklichen erfreuen und die Verstorbenen auf ihrem letzten Weg begleiten“. Wir tun das ohne Worte im Gegensatz zum Muezzin, der eine klare verbale Botschaft hat. Wir verkünden keine „Dogmatik“. Wir laden einfach ganz offen ein. Ist dir bewusst, dass wir bei unserer Weihe mit Chrisam gesalbt worden sind, und so zu den „vasa sacra“, den heiligen Gefäßen gehören? Jeder Kelch wird nach seinem Gebrauch „purifiziert“. Wir sehen ja wie umgedrehte Kelche aus und hätten manchmal eine gründliche Reinigung nötig. Und wenn du uns läuten lässt, lass dir ein bisschen Zeit beim Hintereinander-Ein- und-Ausschalten. In drei Minuten kommen wir einfach nicht in Form. Und für Wochen-, Sonn- und Festtag gibt es viele Möglichkeiten, uns entsprechend zu kombinieren. Unter uns gesagt, die Größte von uns möchte immer das letzte Wort haben, und die Kleine sollte nicht „nachipempern“. Wenn du dich nach erledigten Amtsgeschäften zu den Menschen an den Stammtisch setzt und etwas isst und trinkst und dir das vom Kellner servieren lässt, das tut doch gut. Besuch uns öfter in der Glockenstube und nimm hie und da ein paar Leute mit, dass wir miteinander ins Gespräch und ins Staunen kommen. Und ein bisschen Durst haben wir auch, denn gut geschmiert schwingt es sich halt besser. Auch lassen wir uns gern bedienen, wenn ein Fachmann zum regelmäßigen Service kommt. Ich denke, jetzt haben wir lange genug geläutet. Wir hoffen, dass diese Botschaft bei euch angekommen ist. Ihr und wir sind ja berufen, Gott zu dienen und aus diesem Dienst heraus den Menschen eine (große) Freude zu verkünden. Wir freuen uns, wenn ihr uns wieder läutet. Bis dahin recht dankbare Grüße und viel Segen für und durch euer Mesnern, wünschen euch die Glocken eurer Pfarrkirche.


Harald R. Ehrl, Stiftskustos St. Florian